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Urlaubserlebnis mit Kindern

Ihr Lieben, heute möchte ich Euch von einem Urlaubserlebnis berichten, dass mich lange beschäftigt hat.

Wir waren vor einiger Zeit mit den Kindern in einem schönen Familienhotel in Italien und hatten eine gute Zeit. Wir genossen es, endlich mal zwei Wochen am Stück alle zusammen zu sein, keine Verpflichtungen und Sand unter den Füßen zu haben.

Es gab dort viele Familien mit noch kleinen Kindern. Man begegnete sich hin und wieder, am Stand, im Restaurant, am Pool und grüßte sich freundlich. Da das Hotel verschiedene Restaurants hat, aßen wir jeden Abend wo anders. Eines Abends waren wir zeitgleich mit einer anderen Familie im gleichen Restaurant und saßen an benachbarten Tischen.

Mir war die Familie bereits am Strand aufgefallen. Die Kinder waren Zwillinge, Jungs, etwas jünger, als meine eigenen. Ich schätze 2,5. Die Eltern waren sehr mit ihnen beschäftigt und am Strand beobachtete ich, dass insbesondere die Mutter nie zur Ruhe kam. Logisch, Zwillinge sind bestimmt eine enorme Anstrengung. Wenn der eine schläft, ist der andere wach und man selbst kommt nie zur Ruhe. Mir war die Familie nicht allein der Zwillinge wegen aufgefallen, sondern auch, weil sie überhaupt nicht glücklich wirkten. Die Mutter gab aus meiner Sicht ihr Bestes, aber der Urlaub gestaltete sich wohl nicht so, wie von den Eltern erhofft. Der Kleidung und dem Auftreten nach, vermutete ich, dass sie vor den Kindern eher in der Luxuskategorie Urlaub machten und sich nun vielleicht zum ersten Mal in einem Familienhotel befanden.

Mal ehrlich, das kann ich nur zu gut verstehen. Bevor unsere Kinder zur Welt kamen, wurden im Katalog die Hotels mit Wasserrutsche sofort überblättert. Heute werden nur noch die angeguckt. So ändern sich Prioritäten und Sichtweisen.?

Zurück zum Abendessen. Unsere Kinder aßen ausnahmsweise relativ gesittet, die meisten Gabeln landeten im Mund und wir lachten und hatten Spaß. Einer der Zwillinge war vermutlich müde und quengelte die ganze Zeit und wollte nichts essen. Er wurde ermahnt, weinte daraufhin aber nur noch lauter.  Die armen Tischnachbarn taten mir leid. Sie wollten es perfekt machen und rannten falschen Vorstellungen hinterher. Die Laune am Nachbartisch war total im Keller.

Plötzlich stand der Mann auf, stellte sich vor unseren Tisch und sagte: Signora, sie scheinen gut erzogenen Kinder zu haben, die ordentlich bei Tisch sitzen. Ich gebe ihnen alles Geld, das ich habe! Nehmen sie die Kinder zu sich, ich halte es nicht mehr aus. Ich will zurück nach Hause und in mein Büro, da hab ich meine Ruhe, das ist doch kein Urlaub. Sagte er und verließ das Restaurant.

Ich war sprachlos! Und hätte heulen können, so sehr fühlte ich mit seiner Frau mit, für die dieser Auftritt entsetzlich gewesen sein muss. Sie blieb allein mit den Kindern zurück. Die armen Kinder. Der eigene Vater würde sie ab liebsten einer wildfremden Frau schenken und sogar noch dafür bezahlen, dass er sie los ist! Was macht so ein Auftritt mit diesen drei Seelen?!?!

Ich kann es mir sogar fast vorstellen: ich selbst habe einen Italienischen Vater. Und nach dem Urlaubserlebnis kam mir eine Kindheitserinnerung in den Sinn, die ich schon lange vergessen glaubte. Wenn wir in Italien durch einen Ort schlenderten und in den Gassen einiges los war, trug mich mein Vater gern auf den Schultern. Er fand es dann manchmal lustig, wie ein Gemüsehändler laut zu rufen: „zu verkaufen, kleines Mädchen zu verkaufen!“ Ich erinnere mich, wie mich Angst und Schrecken ergriffen, ob mich hoffentlich niemand kaufen würde. Hätte mir jemand ins Gesicht geguckt, hätte man die Furcht sicher gesehen, aber da oben auf den Schultern sieht das niemand.

Dass das nur Spaß war, empfand ich nicht! Jetzt kann man sich fragen, warum ich es nicht als Spaß verstand. Aber kleine Kinder verstehen noch keine Ironie. Ihre Seelen nehmen alles ungefiltert und unverzerrt auf – nehmen jedes Wort ernst. Erst mit der Zeit werden wir Menschen dazu erzogen, Dinge zu sagen, die wir so gar nicht meinen. Z.B. uns „brav“ für ein Geschenk zu bedanken sollen, obwohl es uns gar nicht gefällt. Das ist eigentlich nicht brav, sondern gelogen. Schade, dass es uns aberzogen wird, diese natürliche Antwort aus Anstand nicht mehr kund zu tun.

Ich denke, in diesem sehr krassen Fall wird deutlich, wie schnell wir Eltern nur unsere Probleme und Unzufriedenheit in den Vordergrund stellen und uns selbst leid tun. Dabei vergessen wir, wen wir damit unendlich tief verletzen. Das Leben mit Kindern ist mit Sicherheit nicht mehr das Leben, dass wir zuvor gelebt haben, geschweige denn das, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber dafür können unsere Kinder nichts. Im Gegenteil, sie sind ein Wunder und unglaubliches Geschenk Gottes. Wir lernen durch diese kleinen Geschöpfe so viel – auch über uns selbst. Sie bereichern unser Leben und machen es -wenn wir mal ehrlich sind-doch einheitlich erst wirklich lebenswert! Auch wenn es zugegebenermaßen nicht gerade immer einfach ist.

Als die Idee des Bloggens in meinem Kopf entstand, musste ich immer an dieses Urlaubserlebnis mit dem Vater denken. Wie hätte ich in ihm anstoßen können, sein Tun zu reflektieren? Die Freude an seinem Nachwuchs zu wecken und seiner Frau ein echter Partner zu sein. Und dass es wichtig ist, sich respektvoll zu verhalten.

Habt Ihr eine Idee? Manchmal ist man so sprachlos, dass einem erst viel später die richtigen Worte einfallen. Leider habe ich die Familie den restlichen Urlaub nicht mehr gesehen. Aber bis heute nicht vergessen und ich werde nicht aufhörenden sie zu denken. Hoffentlich geht es allen gut!

Für heute alles Liebe für Euch,

Giulia

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