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Elternabend

Ihr Lieben, diese Woche war ich auf einer Art Elternstammtisch, es war nicht von der Schule organisiert, also ein Elternabend mal anders. Die Eltern kamen aus unterschiedlichen Schulen und ihre Kinder besuchen unterschiedliche Jahrgänge der Grundschule. Das war das gemeinsame Thema, wie läuft es gut in der Grundschule.

Eine Pädagogin, die aus dem Schulsystem ausgeschieden war, weil sie ihren eigenen Anspruch mit dem System nicht vereinbaren konnte, leitete den Abend. Wir durften alle unsere Fragen stellen und ich muss sagen, es war sehr interessant. Eltern berichteten von guten, aber auch unguten Erlebnissen an Schulen und mit den Lehrern ihrer Kinder. Wir erhielten gute Tipps, wie man sich als Eltern gegenüber Lehrern verhalten kann, wenn es mal zu unterschiedlichen Sichtweisen kommt. Denn das haben wir gelernt, Lehrer hören nicht gern, dass wir Eltern es besser wissen.

Wir wissen es aber besser!

Uns war es zum Beispiel so ergangen, dass man uns damals abgeraten hatte, unser Dezemberkind bereits als Kann-Kind einzuschulen. Wir vertrauten den Fachleuten, schließlich hatten wir noch keine Erfahrung mit Schulkindern. Als er dann also erst ein Jahr später eingeschult wurde, gab es zu Beginn leider Probleme, denn er langweilte sich fürchterlich in der Schule. Ich bereute es, damals nicht auf unser Bauchgefühl gehört zu haben, dass unser Kind schulreif ist!

Wir Eltern wissen am Besten, wie es unseren Kindern geht, was sie können und was nicht, wie weit sie emotional sind und was sie noch lernen müssen. Daher wissen wir dann auch ganz schnell, wie es in der Schule läuft. Kommen regelmäßig Briefe über das Mitteilungsheft nach Hause, wissen Eltern, ob es tatsächlich am Kind liegt (oder den Lebensumständen), oder ob die Lehrerin möglicherweise ein Problem mit dem Kind hat.

Ja, das kommt vor! Eine liebe Freundin hatte ein Jahr lang damit zu kämpfen, dass die Lehrerin ihres Sohnes ein rotes Tuch in ihm sah. Keine Ahnung, warum. Ich kenne den Jungen sehr gut und wenn er eines nicht ist, dann ein rotes Tuch! Die Lehrerin schrieb fast täglich in das Heft und zum Glück folgten meine Freundin und Ihr Mann ihrem Gefühl und erwirkten bei der Schulleitung, dass ihr Sohn die Klasse wechseln konnte. Das Kind blühte auf, geht inzwischen wieder gern in die Schule und es gibt KEINE Hefteinträge mehr! Aber um ein Haar hätte er jegliches Interesse an der Schule verloren. Und das in der 1. Klasse!!!!

Lehrer sind auch nur Menschen, aber die Dame vom Elternabend bestärkte uns darin, dass wir Eltern der Anwalt unserer Kinder sind und uns immer vor sie stellen und kein Blatt zwischen uns und die Kinder passen darf.

Eine Mutter berichtete von wirklich schauerlichen Zuständen und der finale Rat der Ex-Lehrerin war, die Schule zu wechseln. Ist das nicht traurig- so eine Aussage, von einer Kollegin und selbst Fachfrau. Schade, dass das System häufig vergisst, worum es eigentlich geht: den Kindern Freude am Lernen zu vermitteln! Es geht nicht um Selbstverwirklichung oder gar Eigentherapie, so kamen mir die Stories ehrlich gesagt vor. Das persönliche Probleme am Kind ausgelassen wurden.

Aber wie Ihr von mir ja schon wisst: ich habe Verständnis für jedes Gefühl, für jeden Lebensrucksack und für jedes Problem. Aber es kommt immer auf das Verhalten an, das ich zeige. Als Lehrerin, eine sehr wichtige Ansprechperson einem Kind gegenüber, müssen die persönlichen Probleme hinten anstehen. Alles andere ist nicht professionell und absolut unfair.

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich habe großen Respekt vor jedem, der sich entscheidet, diesen Beruf (oder Kinderpfleger, Erzieherin oder andere Berufe am Kind) auszuüben. Es ist bestimmt nicht leicht, so vielen Kinderseelen gerecht zu werden. Es ist sicherlich auch anstrengend, wenn Kinder im Klassenzimmer zu laut sind, mir wäre das bestimmt zu viel. Und dann haben es Lehrer sicherlich auch nicht immer mit „einfachen“ Eltern zu tun. Da möchte ich nicht mit ihnen tauschen.

Wenn sich jemand aus Überzeugung für seinen Beruf entscheidet und ihn mit ganzem Herzen lebt, ist das ein großes Glück. Für die Kinder, die Eltern und den Lehrer selbst!

So dürfen wir uns sehr glücklich schätzen, eine, ich würde sagen, perfekte Lehrerin zu haben. Sie wirkt ausgleichend auf die Kinder ein, nimmt jedes als die Person wahr, die es wirklich ist, geht im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf Unterschiede ein und steht 100% hinter jedem Kind. Sie fördert und fordert sie, ist auch streng, wenn es sein muss und findet die richtige Balance.

Leider wird sie meinen Großen nicht mehr weiterbegleiten könne, er kommt in die 3. Klasse und ich bin gespannt, wie es da wird. Und wir sind schon gespannt auf den Tag der Einschulung, denn mit etwas Glück, wird unser jüngerer Sohn diese tolle Lehrerin ab September in der 1. Klasse haben. Drückt uns bitte alle die Daumen!

Alles Liebe,

Giulia

 

 

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Fistera

    Liebe Gulia. Danke, für deine Gedanken. Ich bin in vielem bei dir, aber als ehemalige Lehrerin und auch „Systemflüchtling“ sowie Mutter von drei und zwei schulpflichtigen Kindern muss ich bei einem vehement widersprechen: gerade, weil wir die Eltern sind, wissen wir eben nicht unbedingt WIE es in der Schule läuft. Schule läuft eben nicht mehr so, wie wir sie von unserer Kindheit in der Erinnerung haben und auch unsere Kinder sind dort teilweise anders, als wir es für möglich gehalten haben. Und wenn dann Kritik oder Gegendwind aus der Schule kommt, ist es häufig die erste Reaktion der Eltern, „dass das nicht sein kann“. Und das kann auch stimmen. Es ist unsere absolute Verantwortung HINTER unserem Kind zu stehen und für es zu sein. Aber genauso ist es die Verantwortung der anderen Seite zu zuhören und sich aufrichtig zu fragen, ob da auch was dran sein könnte. Wenn klar ist, dass es hier um ein Miteinander und nicht gegeneinander geht, dann kann man vieles gut lösen. Und ja: natürlich gibt es auch unglückliche Fälle, so wie der, von dem du berichtet hast. Im großen und ganzen machen aber – gerade die Grundschullehrer – eine verdammt guten Job und das in einem miesen System. Mit wenig Wertschätzung und viel Kritik.

    1. gcatana

      Liebe Natalia, danke für Deinen Kommentar, der absolut richtig ist. Es müssen immer BEIDE Seiten gehört und gesehen werden. Mir geht es darum, dass Eltern nicht nur die andere Seite ansehen, sondern AUCH die des Kindes! Denn ich habe leider auch andere Fälle erlebt, in denen die Eltern „nur“ den Fachleuten glaubten. Darauf wollte ich hinaus: seht Eurer Kind an und prüft mit dem Herzen, ob das stimmen kann. Nicht mehr, nicht weniger.
      Dank Deines Beitrags kann ich das hier jetzt nochmal unterstreichen!
      Und in puncto Wertschätzung bin ich auch total bei Dir. Die Gesellschaft kann sich glücklich schätzen, wenn Lehrer dieses System mit Fröhlichkeit und Interesse an den Kindern füllen und so die Schulzeit zu einem echten Gewinn machen. So, wie in unserem eigenen Fall. Das ist bestimmt nicht leicht und wie bereits gesagt, ich möchte nicht mit ihnen tauschen. Unsere Klasse (und die Eltern) sind der aktuellen Lehrerin sehr dankbar und das weiß sie zum Glück auch.
      Mein Appell an alle Eltern, die das hier jetzt lesen, zeigt den Lehrern Eurer Kinder, dass sie einen tollen Job machen.
      Herzlichen Dank und Gruß an Dich, Natalia
      Giulia

  2. Olga

    Danke sehr für diesen Beitrag! Stimmen wir voll zu. Leider je älter die Kinder werden, desto schwieriger ist es mit den Glücks-Lehrern…. die Quote bei den Grundschülern ist da deutlich höher. Liegt wahrscheinlich einfach daran, dass sie kleiner sind.

    1. gcatana

      Dank Dir!
      Ohwei, das hört sich ja nicht gut an. Die Hoffnung stirbt zuletzt, daher drücke ich Euch und allen die Daumen für großes Lehrer-Glück!
      Liebe Grüße, Giulia

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